Stadtentwicklung

Umbau der Swinemünder in der Kritik

Im April soll die nördliche Swinemünder Straße umgebaut werden. Wie Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann kürzlich mitteilte, sollen dafür bereits im Februar zehn Bäume gefällt werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten im Oktober 2023 sollen vier neue Bäume und mehrere Blütensträucher neu gepflanzt werden. Über diese Pläne, die 2018 erstellt wurden, ist längst die Zeit gegangen, meint der Stadtteilverein. In einem offenen Brief ans Bezirksamt und die Umweltverbände fordert der Brunnenviertel e.V. Nachbesserungen im Sinne der Klimawende und einen Stopp der geplanten Baumfällungen.

Ab der Rügener Straße soll die Swinemünder Straße umgebaut werden. Foto: Hensel

Wie die Swinemünder Straße umgebaut werden soll

Der Umbau umfasst den Abschnitt zwischen Rügener Straße und Swinemünder Brücke; er soll 2,1 Millionen Euro kosten. Geplant sind die Erneuerung der Fahrbahn und der Gehwege, die Installierung von Querungshilfen für Fußgänger und Fußgängerinnen, die Anpassung der Radverkehrsführung sowie die Erneuerung der Beleuchtung auf dem Straßenabschnitt. Der Radweg soll künftig nicht mehr auf dem Bürgersteig entlang führen, sondern auf die Fahrbahn geleitet werden. Weil es sich um eine Tempo-30-Zone handelt, wird kein spezieller Radweg ausgewiesen. Lediglich in den Kreuzungsbereichen werden die Radwege markiert. Gleich daneben sind auf dem dann ehemaligen Radweg Fahrradbügel geplant. Ebenfalls an beiden Kreuzungen sollen mehrere Poller die Gehwege schützen. Den Plan zum Umbau der Swinemünder Straße hat das Bezirksamt auf berlin.de veröffentlicht: Umbauplan Swinemünder

Die Bürgerbeteiligung

Bei öffentlichen Bauprojekten in Berlin-Mitte sollen die Bürger beteiligt werden. Dies ist laut Bezirksamt bereits geschehen und im April 2018 abgeschlossen. Die Beteiligung war im Brunnenviertel bereits kritisiert worden, weil die Präsentation der Pläne zunächst nicht im Kiez sondern im Rathaus in der Karl-Marx-Allee und zu bürgerunfreundlichen Zeiten stattgefunden hat (der Weddingweiser berichtete). Viele Vorschläge von den wenigen Beteiligten Kiezbewohnern flossen schließlich nicht in die Planungen ein, Erklärungen dazu gab es vom Bezirksamt nicht. Insbesondere strittig waren bei der Informationsveranstaltung im Rathaus Mitte der Umgang mit dem sogenannten Straßenbegleitgrün (Wunsch nach einer Beteiligung der Anwohner/Schule an der Pflege wurde abgelehnt), der Verteilung der Flächen (alle Parkplätze bleiben trotz gegenteiligem Wunsch erhalten) und einer Verkehrsberuhigung der Kreuzung Ramlerstraße/Swinemünder Straße (Diagonalsperren wurden entgegen der Anwohnerwünsche abgelehnt).

Einige Anregungen wurden in die Planungen aufgenommen: Die Menschen aus dem Brunnenviertel hatten sich im Rahmen der Bürgerbeteiligung vor allem für eine Verkehrsberuhigung ausgesprochen. In den Wortbeiträgen im Rathaus Mitte wurden daher viele Vorschläge für eine Verlangsamung des Autoverkehrs gemacht. Einige davon wurden in die Pläne eingearbeitet: So wird die Swinemünder Straße auf dem Abschnitt zwar asphaltiert, im Kreuzungsbereich der Ramlerstraße erhält die Straße jedoch Kopfsteinplaster. Das soll die Geschwindigkeit des Autoverkehrs reduzieren. Auf den Plänen ist außerdem zu sehen, dass auf dem Abschnitt unmittelbar an der Brücke die Straße durch Gehwegvorsteckung schmaler werden soll. So entstehen auch Parkbuchten für Autos.

In die Planung aufgenommen wurde auch der Wunsch der Bürger und Bürgerinnen, die Kreuzung Ramler- und Swinemünder Straße an allen vier Seiten mit Zebrastreifen zu versehen. Geplant waren ursprünglich nur drei Zebrastreifen. Im Kiez setzen sich schon lange verschiedene Akteure für die Verbesserung der Sicherheit für den Fußverkehr ein, denn an der Kreuzung befinden sich an drei Seiten Kitas und eine Schule. Die gewünscht Sperrung der kleinen Nebenstraße direkt vor dem Stadtteilladen des Quartiersmanagements und der Kita Mauerspechte für den Autoverkehr ist in den aktuellen Plänen dagegen nicht vorgesehen.

Ausschnitt des Plans für den Umbau der Swinemünder Straße. Zu sehen ist die Kreuzung Swinemünder- und Ramlerstraße.
Foto: Gruppe Planwerk/Bezirksamt Mitte

Erneute Kritik aus dem Kiez

Der Brunnenviertel e.V. kritisiert die Fällungen und fordert eine Überarbeitung der Baumaßnahme. Im Rahmen der in diesem Fall ohnehin kritisierten Bürgerbeteiligung sei von Baumfällungen nicht die Rede gewesen, weshalb ein Einspruch oder eine Stellungnahme nicht möglich gewesen sei. Eine Nachpflanzung von nur vier Bäumen sei nicht aktzeptabel. „Zwischen Bauplanung und Bauausführung liegen mehrere Jahre. Inzwischen ist man bei der Klimapolitik an einem anderen Stand als zur Zeit der Planung. Das muss berücksichtigt werden“, so der Verein. Auch der geplante Straßenbelag findet der Verein unpassend: „Wir sind gegen diese Lösung, die Straße mit Bitumen zu versehen. Das erhitzt nachweislich weiter das Gebiet.“

Der komplette Brief des Brunnenviertel e.V.

Baumfällungen in der Swinemünder

In der nördlichen Swinemünder Straße soll ein Radweg angelegt werden. Das finden wir sehr löblich. Dem sollen fast alle Bäume geopfert werden. Das geht überhaupt nicht, sagen wir. Den folgenden Brief haben wir an Politiker:innen und Umweltverbände geschickt:

Wir protestieren auf das schärfste und erwarten eine Rücknahme dieser Aktion.

In der Swinemünder Straße sollen zwischen Rügener und Ramlerstraße 10 von 12 Bäumen gefällt werden, von denen die ältesten 100 Jahre alt sind. Davon war in der sogenannten Beteiligung 3/2018 nie die Rede und wir konnten somit darauf auch nicht reagieren bzw. rechtzeitig Einspruch erheben. Wie schon bei anderen Bauvorhaben erweckt es den Eindruck, dass wertvolle Bäume der Baufreiheit zum Opfer fallen sollen. Wo sind die Gutachten, dass alle Bäume morsch sind?

Auch die geplante Nachpflanzung von lediglich 4 Bäumen ist nicht akzeptabel. Damit verschlechtert sich das Kiezklima weiter. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche alte Bäume im Brunnenviertel gefällt und nur wenige nachgepflanzt. Gerade im Innenstadtbereich ist das nicht akzeptabel, uns fehlen immer mehr natürliche „Luftreiniger“.

Wir sind ausdrücklich dafür, dass die Kreuzung an der Swinemünder Brücke übersichtlich und verkehrsfreundlich gestaltet wird. Wir sind auch für Radfahrer und Radwege. Wir sind aber gegen diese Lösung, die Straße mit Bitumen zu versehen. Das erhitzt nachweislich weiter das Gebiet.

Zwischen Bauplanung und Bauausführung liegen mehrere Jahre. Inzwischen ist man bei der Klimapolitik an einem anderen Stand als zur Zeit der Planung. Das muss berücksichtigt werden. Die genannten Maßnahmen können nicht – wie in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts üblich – mit Kahlschlag und Bodenversiegelung zu Lasten von Natur, Umwelt und Klima ausgeführt werden. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heutzutage müssen kreative Lösungen gefunden und umgesetzt werden.

Rücken Sie von den Baumfällungen ab und finden Sie akzeptable Lösungen. Diese erwarten wir von den von uns gewählten Politiker:innen.

BÜRGER:INNEN WEHRT EUCH GEGEN DIESE BAUMFÄLLUNGEN !!!

Lasst nicht zu, dass gesunde Bäume einfach abgeholzt werden

Ein Kommentar zu “Umbau der Swinemünder in der Kritik

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