Historisches

Gestern und heute: Ernst-Reuter-Schule

Erstmals werden in diesem Vergleich eine Nachkriegsaufnahme um 1955 mit einem aktuellen Foto vom Gelände der Ernst-Reuter-Schule an der Stralsunder Straße präsentiert. Auf dem älteren Bild sind im Hintergrund noch die 1876 errichteten Wohnhäuser Stralsunder Straße 22–18 zu sehen, die ab Mitte der 1970er-Jahre zugunsten eines großen Sportplatzes abgerissen worden sind.

Der Schulhof der Ernst-Reutr-Schule um 1955. Foto: Sammlung Ralf Schmiedecke
Der Schulhof der Ernst-Reutr-Schule um 1955. Foto: Sammlung Ralf Schmiedecke

Die große Zwischenfläche des Baublocks zwischen Stralsunder und Bernauer Straße war bereits ab den 1870er-Jahren als Schulgelände vorgesehen. In der Stralsunder Straße 54 entstand für die 61. Gemeindeschule ein von der Bauflucht zurückgesetztes Schulgebäude für Mädchen mit 14 Klassenzimmern und einer Aula, die am 15. April 1872 eröffnete. An dem Miethaus Nr. 55 wurde ein Rektorenwohnhaus errichtet. Zeitgleich entstand zur Bernauer Straße 89–90 die 35. Gemeindeschule mit 16 Klassen für Knaben mit einer dahinterliegenden Turnhalle, die vermutlich beide Schulen nutzten. Am 1. Oktober 1887 kam in der Blockmitte die 148. (katholische) Gemeindeschule mit 20 Räumen für 13 Klassen hinzu. Die Fertigstellung aller Gebäude fiel in die Amtszeit des Berliner Stadtbaurats Hermann Blankenstein.

Im Zweiten Weltkrieg wurden bis auf das Rektorenwohnhaus sämtliche Schulbauten zerstört. Der erste Nachkriegsschulbau im Bezirk Wedding entstand an der Stralsunder Straße 57 in den Jahren 1953 bis 1955 durch dem Magistratsoberbaurat Curt Kleinert und Architekt Heinz-Bolko Müller mit einer nach Licht, Luft und Sonne strebenden, aufgelockerten Bauweise mit einem dreigeschossigen Verwaltungs- und Fachklassentrakt mit halbrunden Vorbau. Im Hof schließen sich seit der Erweiterung von 1957–58 die dreiflügelig geschwungenen zweistöckigen Klassenzeilen mit verglasten Gängen und der Turnhalle zur Bernauer Straße an. Durch Abriss der Mietshäuser der Strelitzer Straße sowie des Rektorenwohnhauses entstanden 1975–78 weitere Ergänzungsbauten und Sportflächen.

Die gleiche Stelle auf dem Gelände der Ernst-Reuter-Schule 2023. Foto: Ralf Schmiedecke
Die gleiche Stelle auf dem Gelände der Ernst-Reuter-Schule 2023. Foto: Ralf Schmiedecke

Zunächst als „9. Oberschule Praktischen Zweiges“ am 12. Oktober 1953 eröffnet, erhielt die Schule kurze Zeit später am 9. Dezember den Namen nach dem ersten Regierenden Bürgermeister von Berlin und Sozialdemokraten Ernst Reuter, der zuvor am 29. September mit 64 Jahren verstarb. Heute lernen in der Integrierten Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe rund tausend Schülerinnen und Schüler.

Text und Foto: Ralf Schmiedecke, historisches Foto: Sammlung Ralf Schmiedecke

Hinterlasse einen Kommentar