Bildung

Vom Gold des Brunnenviertels

Kontrolle der Rahmen auf Königinnenbrutzellen, zu erkennen an den länglichen Knubbeln. Foto: Beate Heyne

Die Bienen-Arbeitsgemeinschaft (AG) der Ernst-Reuter-Oberschule hat Honig geerntet. Kiezredakteurin Beate Heyne war dabei.

Nach meinem ersten Beitrag über die Bienen-AG der Ernst-Reuter-Oberschule (Ausgabe 1/2019) wollte ich zum Sommeranfang noch mal vorbeischauen. Ich kam genau richtig: An den beiden Tagen vor der Zeugnisausgabe stand die Honigernte auf dem Plan.

Tag 1: Ich darf miternten. Wie gut, dass zwei der drei Bienenstöcke am Vormittag auf dem Dach im Schatten stehen, denn bei etwa 30 Grad ist die Arbeit eine schweißtreibende Angelegenheit. Zunächst sammeln wir die honiggefüllten Rahmen ein. Den Bienen gefällt das natürlich nicht, da wir ihnen ihr Futter wegnehmen. Sie werden unruhig und auch aggressiv. Daher bin ich froh, dass jeder einen weißen Imkeranzug trägt, obwohl es etwas Zeit braucht, diesem zu vertrauen. Die Sammelrahmen stecken im Stock über einem Absperrgitter, das den Brut- vom Honigraum trennt.

Die Hauptarbeit an diesem Tag ist die Suche nach Königinnenbrutzellen. Gibt es solche, verlässt die alte Bienenkönigin den Stock und sucht für sich und den mitziehenden Teil ihres Volkes ein neues Zuhause. Die Folge beschreibt die Berliner Zeitung am 24. Juni: „Herrenlose Bienenschwärme besetzen Ampeln, Balkone oder Fahrräder…“ Durch die Hobbyimkerei in der Stadt ist die Zahl der Bienenvölker stark gestiegen und schwärmende Völker sind öfter zu sehen. Speziell ausgebildete Imker fangen die Schwärme ein und suchen ein neues Zuhause für sie. Von einem solchen Schwarm geht in der Regel keine Gefahr aus: Da er keinen Honig hat, muss er nichts verteidigen. Der Imker kann das Schwärmen verhindern, indem er die Völker teilt und Ableger bildet. Eine aufwendige Arbeit, da in jedem der drei Stöcke jeder Rahmen kontrolliert werden muss. Nach etwa drei Stunden haben wir es geschafft.

Die Imker auf dem Schuldach. Foto: Beate Heyne

Tag 2: Dieses Mal in der Lehrküche. Dennis und Pascal, die beiden Mitglieder der AG, sind aufgeregt. Wir bereiten die Gläser vor, bauen die Honigschleuder auf. Dann kommen die Rahmen rein und es wird geschleudert und geschleudert. Die Zentrifugalkraft sorgt dafür, dass der Honig sich aus den Waben löst und durch die Siebe in den Abfüllbottich fließt. AG-Leiter Klaus Thiele gibt jedem einen Löffel. Wir dürfen naschen und sind begeistert: Es duftet und schmeckt fantastisch, das Gold aus dem Brunnenviertel.

Ergebnis der Ernte: etwa 40 Kilogramm Honig. Der Wassergehalt liegt bei 17 Prozent, was sehr gut ist, da bei über 18 Prozent die Gefahr besteht, dass der Honig anfängt zu gären. Nach deutscher Honigverordnung sind maximal 20 Prozent zugelassen. Pascal und Dennis können stolz auf ihre Arbeit sein – genau wie Klaus Thiele, der die AG mit Leidenschaft und Engagement führt. Im neuen Schuljahr möchte er mit den Nachwuchsimkern eine Schülerfirma gründen. Auf meine Frage, was ihnen am meisten Spaß gemacht hätte, antworten die beiden Jungs zunächst einstimmig: „Das Honigschleudern“. Etwas später ergänzen sie: „Eigentlich alles“. Sie haben vor, auch im nächsten Schuljahr in der Bienen-AG weiterzumachen.

Der Honig vom Schuldach ist in der Ernst-Reuter-Oberschule (Stralsunder Straße 57) und im Cafe Freysinn (Jasmunder Straße 5) erhältlich. Andere Bezugsquellen sollen dazukommen.

Text: Beate Heyne, Fotos: Beate Heyne, Pascal
Der Text ist im Kiezmagazin „Eine Spielwiese für alle!“ (Ausgabe 3/2019) erschienen. 

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